Varianten von Sex zu dritt

Wenn man von einem „Dreier“ spricht, dann denkt man gewöhnlich an Sex zwischen drei Personen, wobei es nicht darauf ankommt, ob es sich um zwei Frauen und einen Mann, zwei Männer und eine Frau, drei Frauen oder drei Männer handelt. Auch unserer Meinung nach spielt bei der Definition unterschiedlicher Varianten des Sex zu dritt die Geschlechterverteilung keine Rolle. Anders gesagt: wir sind einverstanden, alle Dreier Varianten pauschal mit einem einzigen Wort zu bezeichnen.

Was wir jedoch nicht unwidersprochen hinnehmen können, ist die weit verbreitete Annahme, alle Dreier ließen sich in einen Topf werfen, und Sex zu dritt sei immer dasselbe. Im Gegenteil: wir meinen, daß es gewaltige Unterschiede gibt, die nicht vom Geschlecht der beteiligten Sexpartner abhängen, sondern die vielmehr mit dem zu tun haben, was sich emotional und sozial zwischen den drei Beteiligten beim Sex, vor dem Sex, nach dem Sex und ganz allgemein in ihrem Leben abspielt.

Daher legen wir großen Wert darauf, den „Dreier“ in folgende Varianten einzuteilen:

1. Der rein sexuelle Dreier: wenn Menschen, die ansonsten nichts miteinander zu tun haben, aus Lust an der Sache oder aus Neugier miteinander Sex haben, dann nennen wir das einen „rein sexuellen Dreier“. Rein sexuelle Dreier können sich aus einer zufälligen erotischen Situation ungeplant ergeben oder durch Vorausplanung (z.B. durch eine Suche via Internet-Kontaktbörsen) ergeben. Insbesondere Männer erleben auch häufig Sex zu dritt gegen Bezahlung, wenn sie diese von einigen Prostituierten speziell angebotene Dienstleistung im Bordell, im Laufhaus, im Nachtclub oder anderswo in Anspruch nehmen.
2. Die ausgewogene Dreiecksbeziehung: nicht jeder Mensch ist in seiner grundlegenden Charakterausprägung monogam. Und damit meinen wir nicht, daß manche von uns ständig auf der Suche nach neuen Abenteuern und Eroberungen sind und von einem Sexpartner zum nächsten hüpfen. Vielmehr beziehen wir uns auf jene Menschen, die in der Lage sind, mehr als einen Partner gleichzeitig zu lieben – man nennt das auch „Polyamourie“. Wenn sich drei polyamore Menschen zusammenfinden und gelegentlich auch Sex zu dritt haben, dann besteht für uns eine optimale, ausgewogene Dreiecksbeziehung, die durch den Sex zu dritt zusätzlich gefestigt wird. Sex zu dritt in einer ausgewogenen Dreiecksbeziehung tritt nicht nur einmalig auf, sondern ist ein wichtiger und regelmäßiger Bestandteil der Beziehung; er wird von allen drei Partnern gewünscht und ist für alle drei Partner gleichermaßen befriedigend.
3. Die unausgewogene Dreiecksbeziehung: oft kommt es vor, daß von den beiden Partnern in einer monogamen Beziehung einer Lust auf einen Dreier hat, der andere aber nicht. Wenn dann der andere dem einen aus Liebe oder Rücksichtnahme entgegenkommt und einem einmaligen Dreier zustimmt, dann liegt ein rein sexueller Dreier vor. Ergibt sich aber nun daraus eine Wiederholung oder findet Sex zu dritt fortan regelmäßig statt, dann kann es sein, daß sich aus dem rein sexuellen Dreier eine unausgewogene Dreiecksbeziehung entwickelt, in der einer der Partner vollauf glücklich und befriedigt ist, der andere aber in einem dauerhaften Zustand von Unzufriedenheit lebt. In gleichberechtigten Partnerschaften wird das Ungleichgewicht der unausgewogenen Dreiecksbeziehung oft dadurch aufgehoben, daß der andere Partner ebenfalls eine Dreiecksbeziehung mit einem weiteren Sexpartner ins Spiel bringt, bei der dann die Rollen der ursprünglichen beiden Partner vertauscht sind: z.B. indem die Frau, die ihrem Mann zuliebe immer wieder mit ihm und seiner Geliebten Sex zu dritt hat, ihrerseits einen Liebhaber findet, mit dem sie zusammen mit ihrem Mann Sex zu dritt hat.
4. Die gemeinsame Jagd: eine weitere Spielart des Sex zu dritt ist schließlich die „gemeinsame Jagd“. Sie entwickelt sich oft daraus, daß zwei Menschen, die einmal einen rein sexuellen Dreier erlebt haben, keine Fortsetzung der Beziehung zum dritten Sexpartner wünschen, aber dennoch Gefallen am Dreier gefunden haben. Wenn sie nun darauf reagieren, indem sie immer wieder wechselnde Dritte für Sex zu dritt suchen und mit ihnen gemeinsam rein sexuelle Dreier erleben, dann kann man davon sprechen, daß das ursprüngliche Paar nun als Einheit zu betrachten ist, die gemeinsam auf die Jagd nach neuen Sexpartnern für Sex zu dritt geht.
5. Der Dreier als Lebensstil: Handelt es sich nicht um ein Paar, das sich immer wieder auf die Suche nach neuen Sexpartnern für einen Dreier begibt, sondern um eine Einzelperson – egal, ob Frau oder Mann – die grundsätzlich nicht auf der Suche nach einzelnen Sexpartnern, sondern immer auf der Suche nach Paaren für Sex zu dritt ist, dann wird der Dreier zum Lebensstil. Findet eine solche Person einen Sex- und Beziehungspartner, der oder die genauso veranlagt ist, dann kann sich daraus entweder die Ausprägung der gemeinsamen Jagd ergeben oder, wenn noch ein dritter Sexpartner dauerhaft hinzukommt, eine ausgewogene oder unausgewogene Dreiecksbeziehung – je nachdem, ob der dazugekommene Dritte ebenfalls dem Dreier als Lebensstil zugeneigt ist oder nicht.

Ganz wichtig ist für uns, folgendes festzustellen: wie auch immer die natürliche Veranlagung eines Menschen aussieht, hat niemand anderer ein Recht, über ihn zu richten. Ebenso wie ein Schwuler oder eine Lesbe ein Recht darauf haben, ihre sexuelle Orientierung ohne Diskriminierung auszuleben wie immer sie es möchten, haben auch polyamore Menschen und Menschen, für die Sex zu dritt ein wichtiger Bestandteil ihres Lebensstils ist, ein Recht auf ihre sexuelle Freiheit. Solange kein Zwang im Spiel ist und alle Beteiligten erwachsen und im Vollbesitz ihrer geistigen Kräfte sind, steht es niemandem zu, jemand anderem vorzuschreiben, wie, wann und mit wem er Sex haben soll: egal, ob alleine, zu zweit oder zu dritt!